Die in diesem Bereich
dargestellten Projekte gehören schwerpunktmäßig
zur Kunst
im öffentlichen Raum". Hierbei
werden ganz unterschiedliche Dimensionen
ausgelotet:
- Projektansatz: temporär
oder ephemer, medienübergreifend,
konzeptionell
- mehr und unmittelbarere Nähe zum
Kunstbetrachter bis hin zu dessen aktiver
Einbeziehung
- Verortung von Kunst abseits der etablierten
Kulturorte (Museum, Ausstellungshalle)
- Vernetzung von Künstlern und Kulturen
aus unterschiedlichen Städten, Regionen
und Ländern.
Kunst S:nack - der mobile Kunstkiosk
Ein interaktives Projekt
im öffentlichen Raum von Marion Tischler
Atmosphäre und Anmutung von Kiosken
als Verkaufs- und Kommunikationsorte bilden
die Grundlage dieser Arbeit. Der
Kiosk ist ein beiläufiger Ort und
genutzt für den sog. Vergessensbedarf.
Er steht sinnbildlich für einen Knotenpunkt
alltäglichen Lebens (Hans Magnus
Enzensberger).
Kiosk-allgemein
Definition: Ein Kiosk vor dem 18.
Jahrhundert (entlehnt über französich
kiosque von türkisch kök, aus
mittelpersisch koschk) war ursprünglich
ein nach mehreren Seiten geöffneter,
freistehender Lustpavillon. Heute wird
darunter gemäß einer im 19.
Jh. ins Deutsche übernommenen Zweitbedeutung
ein Verkaufsstand für Zeitungen und
anderes verstanden.
Kioskartige Gebäude Vorformen
des Kiosks gibt es seit dem 13.
Jahrhundert in Persien, Indien und im
osmanischen Reich. Der Kiosk
ist universell. Die quantitativ hohe Präsenz
des Kiosks in den großen Städten,
die große Verbreitung über
viele Länder und die Aufmerksamkeit,
die ihm in den Massenmedien und im kulturellen
Leben zuteil wird, sind ein deutliches
Zeichen für seine Popularität.
Meist finden sich liebevolle
Umschreibungen für Kiosk wievertraute
Versorgungseinrichtung, possierliche Verkaufsform,
unscheinbares Staßenmöbel,
Knotenpunkt alltäglichen Lebens,
vertraute Versorgungsstation mit improvisierter
Funktionalität und anarchischer Ästhetik,
kleiner Konsumtempel, eine Randerscheinung
der Alltagsarchitektur, dekorierte Kiste,
einräumige Reduktionsarchitektur,
Warenkorb der Trivialkultur, Suffbude,
kleine aber keineswegs überflüssige
Einrichtung, ein Ort unmittelbarer
Bedürfnisbefriedigung bei minimalem
Zeiteinsatz, Gebäude mit Interaktionsfenster,
soziales Biotop, Ort des sozialen Ausstauschs,
scheinbar nebensächliches Stadtmöbel,
eine Art Gesamtkunstwerk.
Allgemeine Funktionen des Kiosks:
Er liegt überall am Weg. Er ist im
öffentlichen Raum verankert.
Er stillt materielle und emotionale Grundbedürfnisse.
Er erfüllt den Wunsch nach Schnelligkeit,
Unverbindlichkeit und informeller Geschäftsabwicklung.
Er ist ein Aufmerksamkeitsmagnet und niedrigschwelliges
Kommunikationsangebot.
Der Kiosk weist niemanden zurück
- er akzeptiert bedingungslos, er kann
ein verlässlicher Freund, ein guter
Bekannter, ein sozialer Kontaktpunkt oder
auch nur ein anonymer Aufenthaltspunkt
sein. Er ermöglicht jedem und jeder
die freie Entscheidung über Nähe
und Distanz.
Kunst
S:nack - der Kiosk von Marion Tischler
Der Kiosk bei
Marion Tischler steht im Dienste der Kunst.
Aufzufinden ist Kunst S:nack an den typischen
Verweilzonen des Alltags. Somit bahnt
dieser Kiosk der Kunst den Weg in alltägliche
Lebensbereiche. Kunst S:nack ist ein autonomer
und ungewöhnlicher Ausstellungsort
und überwindet den üblichen
Kunstbetrieb. Eine Verortung von Kunst
abseits der etablierten Kulturorte wie
Museum, Ausstellungshalle und Galerie
wird möglich. Traditionelle Vorstellungen
dessen, was eine Ausstellung ist, werden
untergraben.
Kunst S:nack ist ein
Gesamtkonzept für eine installative
Präsentation von Arbeiten und ein
interaktives Projekt, welches sich auf
die Dynamik des Kunstbetrachtens und Kunstkonsumierens
bezieht. Und so auch hinterfragt, ob das
Zur-Ware-Werden den ästhetischen
Wert eines Werkes zerstört.
Kunst wird mit kommerziellen Handlungen
wie Kaufen, Verkaufen und dem Anbieten
von Dienstleistungen in Verbindung gebracht.
Kunst S:nack schafft eine Verbindung zwischen
Kunst und Markt und bewegt sich zwischen
Ausstellung und Shop.
Ein Alltagsphänomen
hier der Kiosk wird aus
seinem (Gebrauchs-)Zusammenhang genommen.
Diese Irritation ist Gesprächsanlaß.
Der Kiosk konfrontiert und sorgt für
dialogische und kommunikative Momente.
Kunst S:nack ist ein
Forum für eine breite Öffentlichkeit
- ein Ort der flüchtigen Begegnung
und der schnellen Bedürfnisbefriedigung,
der ebenso Aufenthalt und Gespräch
(S-ch-nack) erlaubt.
Die Besonderheit des
Kiosks liegt im Einfachen, im sehr Alltäglichen,
ja auch im Gewöhnlichen, aber nicht
im Exzentrischen. Er ist dem Trivialschema
zuzuordnen. Und gerade das macht den Kiosk
besonders beliebt; verleiht ihm sogar
Kultstatus bei einzelnen Personengruppen.
Sein Erscheinungsbild trägt dafür
die typischen Merkmale; mit geringsten
Mitteln wird Wohnzimmeratmosphäre
geschaffen.
Wie der Name Kunst
S:nack bereits verrät, spielt der
soziale Akt eine wesentliche Rolle in
diesem Projekt. Seine Bedeutung liegt
darin, eine vertraute, alltägliche
Situation und durch unverbindliches Miteinander-Reden
einen lockeren Kontakt herzustellen. Schwellenängste
werden abgebaut und der Zugang zur Kunst
für Jedermann erleichtert. Sinn und
Ziel dieser Volksboutique
ist es, einen größeren Kreis
von Menschen anzusprechen.
Zum Kunstverkauf (Vermittlung)
gehört immer ein kleiner S(ch)nack.
Die Produktberatung ist somit fester Bestandteil
- und ein besonderer Service vom Dienstleister
Kunst S:nack.
Das Wort S:nack
signalisiert aber auch an, daß es
sich nicht um ein verschwenderisches und
luxuriöses Menü,
also im übertragenem Sinne ein teures
Kunstwerk handelt, sondern um eine kleine,
in diesem Fall künstlerische
Zwischenmahlzeit zu erschwinglichen
Preisen.
Es werden die Werbeelemente
des Kiosks eingesetzt:
doppelseitige Reklametafeln, Zeitungs-und
Postkartenständer zur Selbstbedienung,
großflächige Wandmalereien
und Designelemente: wie überdimensionale
Würste (in meinem Falle eine überdimensionale
Postkarte oder meine Person als Verkäuferin),
Schilder, Plakate, Fähnchen, Wimpel,
Sprüche in Anlehnung an: Unser Döner-
nichts schmeckt schöner, Futtern
wie bei Muttern, Happa happa wie bei Pappa
... Ich erfinde z.B. Sprüche/Slogans,
die einen Bezug zur Kunst und zur Umgebung
haben: MT`s Kunstkiosk - Für den
guten Geschmack, Kunst S:nack - der Kiosk
Ihres Vertrauens, der Piaggio wird mit
Werbeelementen (Plakaten) versehen und
selber zu Werbezwecken und zur Ankündigung
für meine Aktionen durch Positionierung
an stark frequentierten Orten benutzt/ebenso
werden Werbefahrten unternommen, eine
Internetseite wirbt für Kunst S:nack
und macht den Kauf auch außerhalb
der Ladenschlusszeiten möglich.
mehr
Informationen:
Projektdokumentation
als PDF
www.mariontischler.de/kunstkiosk
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